Frage an die Leser

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27. April 2010 von ostprobe

Vor einer Woche saß ein Mann an meinem Kaffeetisch in Skopje. Er hatte eine braune Lederjacke an, einen dunklen Bürstenhaarschnitt und traurige Augen. In seiner Tasche trug er einen Brief, den er mir zeigen wolle, weil ich doch Deutsche und Journalistin sei.
Der Brief kam aus Deutschland. Universitätsklinik Düsseldorf. Krebszentrum. Bei seiner sieben Monate alten Tochter Eliza wurde ein Neuroblastom diagnostiziert. Es gibt auch eine Therapie, aber die kostet 150 000 Euro plus 20 000 Euro für das mitreisende Elternteil. „Wir bitten um Vorauszahlung“, stand in dem Brief an den Mann. „Bitte überweisen Sie den gesamten Betrag von 170 000 Euro auf unser Konto.“
Seine Krankenversicherung hier in Mazedonien würde das nicht übernehmen. Besonders nicht für einen Albaner. Er guckte vorsichtig von der Tischplatte auf den Brief in meinen Händen. Ich wagte kaum aufzuschauen. Was sollte ich ihm antworten? Was kann ich tun?

7 Kommentare zu “Frage an die Leser

  1. Sebastian sagt:

    Vieles hängt sicher auch vom Befund ab:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Neuroblastom

    Ist es ein 4S -Stadium, würde ich mich mit den 80% Spontanheilungschancen trösten – bei einer starken Präsenz von n-myc oder Stadien 1-3 ist es natürlich schwerer zu entscheiden. Wenn die Prognose hoffen lässt, ist Engagement vielleicht angebracht, wenn das deine Frage ist. Man kann zwar nicht die ganze Welt retten, aber man kann es versuchen, hm?

    Warum war er überhaupt in Deutschland? Gibt es Deutsche, die vielleicht helfen/spenden sammeln können? Einen journalistischen Bekannten von dir in Düsseldorf, der über den Fall berichten könnte und Spenden anstoßen könnte?

    Ganz ganz schwer. Viel Glück und auf bald

    S.

    • ostprobe sagt:

      der typ saß mir in skopje gegenüber. vor wenigen tagen, als ich dort wegen der wolke festsaß. aber die begegnung lässt mich nicht so richtig ruhen.

      • Sebastian sagt:

        Das war mir schon klar. Aber was ist deine Frage? Entweder du hast seine Kontaktdaten und willst etwas tun, wenigstens im Rahmen deiner begrenzten Möglichkeiten. Oder eben nicht. Ich habe versucht dir Kriterien zu geben, anhand derer du entscheiden kannst ob du etwas tust und Ideen was du tun könntest – was war denn sonst deine deine Frage? Was du hättest in dem Moment tun sollen? In Zukunft bei einer ähnlichen Situation tun solltest? Vielleicht verstehe ich dich nicht richtig…

  2. ostprobe sagt:

    ja, da war wohl ein knoten in der leitung.

    also es sind ja zwei fragen: erstens, wie reagiert man in der situation vor ort. und zweitens, gibt es etwas, dass ich für ihn tun kann? spenden eintreiben? aufmerksamkeit aquirieren? eine ngo suchen, die hilft?

  3. Madeleine sagt:

    Liebe Greta!

    In Deutschland gibt es tausende Stiftungen, vielleicht findet sich eine die dir helfen kann. Medizinisch habe ich leider keine Ahnung! Ich würde mal heftig googlen ob sich da was findet! Oder eben ob es möglich ist einen Spendenauruf zu starten, gemeinsam mit einer NGO. Ich kann gut verstehen, dass dich das nicht loslässt! Wenn ich Zeit habe kann ich auch mal schauen! Ganz viele grüße
    Madeleine

  4. Sebastian sagt:

    Reagieren: Schnell abschätzen ob man selbst wirklich etwas bewirken kann. Wenn man kann – moralisch/zeitlich oder die schnelle Abschätzung unmöglich: Kontakt einsammeln.

    Wenn du dich entscheidest zu helfen – was du auf der Grundlage eines Hintergrundchecks der Fakten (Anruf Krankenhaus, seine Kontakte in Deutschland, …) tun könntest, würde ich nach einer NGO suchen (die es eher nicht gibt, schnelles googlen hat jedenfalls nichts gebracht) oder selbst Spenden eintreiben/organisieren dass das jemand macht. Ich würde das vielleicht am besten in Zusammenarbeit mit einem Düsseldorfer Medium machen, das aufruft, weil so ein Thema regional besser funktioniert. Radiosender sind da besonders gut – einslive vielleicht oder Antenne Düsseldorf oder RTL Radio z.B. . Kennst du da jemanden? Wenn nicht: Netzwerk nutzen. Zum Beispiel jungejournalisten.de – bei der Jugendpresse fällt mir gerade keiner mit nem Kontakt dahin ein. Oder über Xing jemanden dort finden. Oder oder…

    Im Notfall blind anschreiben, oder ne Zeitung oder…

    Viel Glück, wenn du dich entscheidest da aktiv zu werden. Wenn du es nicht machst macht es wahrscheinlich keiner. Ob du es machst solltest du dir gut überlegen – es wird nicht wenig Arbeit sein, es sei denn du findest doch noch ne NGO oder jemanden, an den du das teilweise „delegieren“ kannst…

  5. verstehversucher sagt:

    Den vorgeschlagenen Weg könnte man mittragen, aber vorher genau absichern, da solcherart Schreiben auch in Fußgängerzonen in D öfter als Bluff gezeigt werden. In emails wird auch derzeit mit solch Angaben um Mitleid und Geld gebeten.

    Sprangers haben Kontakt zu Kinderkrebszentrum, die wissen vielleicht, wie man checken könnte.

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